Schon seit vielen Jahren trug ich mich mit dem Gedanken eine Farb- und Stilberatung zu machen. Allerdings hatte ich auch viele Zweifel: Lohnt sich das? Ist das nicht furchtbar teuer? Und wo findet man überhaupt einen seriösen Farb- und Stilberater?
Ich werde euch hier von meiner überaus positiven Erfahrung damit berichten und euch auch ganz viele Tipps geben. Los geht's!
Wenn ihr "Farbberatung Berlin" auf Google eingebt, erhaltet ihr ca. 180.000 Ergebnisse. Bei den meisten Farb- und Stilberatern müsst ihr die Preise anfragen; sie liegen in der Regel zwischen 150 und 450 Euro für eine anderthalb- bis dreistündige Beratung. Wenn ihr Personen des öffentlichen Lebens seid oder euer Geld mit gutem Aussehen verdient, zum Beispiel als Model oder Influencer, ist das sicher eine lohnenswerte Investition, die ihr dazu noch steuerlich absetzen könnt.
Wenn ihr aber einfach nur euer persönliches Styling optimieren oder erfahren möchtet, welcher Farbtyp ihr seid, kommt hier ein heißer Tipp: Die meisten Berliner Volkshochschulen bieten ebenso Farb- und Stilberatungskurse an und das für kleine 40 bis 60 Euro für einen Zwei-Tages-Workshop. Selbstverständlich habt ihr hier keine Einzelberatung, sondern bis zu 8 Teilnehmer je Gruppe.
Auf diese Weise lernt ihr dafür vielleicht nette neue Mädels kennen. In meinem Kurs war das zum Beispiel so und wir haben heute noch Kontakt, um uns über Farb-, Stil- und Modefragen im Allgemeinen auszutauschen.
Solche preiswerteren Gruppenkurse oder -workshops werden übrigens auch von vielen Farb- und Stilberatern angeboten. Also schaut doch mal nach dieser Alternative, anstatt eine Einzelberatung zu buchen.
Ich habe an der VHS erst eine Stilberatung und dann eine Farbberatung über jeweils ein Wochenende gemacht. Grundsätzlich macht es aber anders herum mehr Sinn. Da sechs Wochen zwischen beiden Kursen lagen, wusste ich zwar, was mein Stiltyp ist, aber nicht, welche Farben mir stehen. Ich konnte also meine Garderobe noch gar nicht richtig anpassen und musste ungeduldig auf das Ergebnis meiner Farbanalyse warten, während die anderen Teilnehmerinnen alle schon ihren Farbpass hatten und mit der Beraterin mitgebrachte Kleidungsstücke durchgehen konnten, um zu schauen, was ihren Farben und Formen entspricht.
Ich würde euch grundsätzlich auch empfehlen beide Beratungen durchzuführen. Denn es nützt ja nichts, wenn ihr zwar die richtigen Farben tragt, aber dafür im falschen Stil oder andersherum.
Tipp: Oft ist es so, dass man sich in einem Kleidungsstück unbewusst unwohl fühlt, obwohl die Farbe oder der Schnitt schön sind. Bei mir war dies beispielsweise mit einer eher steifen, fein gestreiften Hemdbluse der Fall. Wie sich im Laufe der Stilberatung herausstellte, passte sie nicht zu meinem Stiltyp.
Ich habe sie dann auf einer Kleidertauschparty einer Freundin geschenkt, die diesem Stiltyp entsprach - et voilà, sie sah blendend darin aus und fühlte sich pudelwohl damit. Ihr müsst also um Gottes Willen nichts wegwerfen, was nicht zu euch passt. Im Gegenteil, ihr könnt euren ausrangierten Kleidern ein neues Leben schenken, indem ihr sie tauscht, verkauft, spendet oder verschenkt. Oder ihr betreibt Upcycling, indem ihr ein Halstuch zum Beispiel als Tischdecke umfunktioniert.
Tipp: Wenn ihr nicht nur euren Kleiderschrank, sondern gleich eure ganze Wohnung umstylen bzw. aufräumen möchtet, empfehle ich euch die Lektüre eines meiner Lieblingsbücher: Magic Cleaning von Marie Kondo. Eine Farb- und Stilberatung kann euch hier ergänzend helfen, dass ihr auch wirklich nur die Dinge behaltet, die euch Freude bereiten und die auch wirklich zu euch passen.
Eigentlich hat jeder Mensch von Natur aus einen bestimmten Stil - die Stilberatung jedoch orientiert sich vornehmlich an euren Charaktereigenschaften und klassifiziert euch anhand dieser in eine der folgenden Kategorien:
Obwohl ich gedacht hätte, dass ich der klassische Typ bin, war ich gemäß der Analyse ganz klar der lässig-unkomplizierte Typ, welcher unter anderem begeisterungsfähig ist, schnell Freunde gewinnt und eine herzerfrischende Art hat. Die Beraterin hat mir passend dazu viele Outfit-Kombis empfohlen, die sanft fließende Stoffe oder weiche, schmeichelnde Materialien beinhalten sollten. Ergänzend wurde meine optimale Rocklänge ausgemessen. Wenn ich jetzt in ein Geschäft gehe, weiß ich sofort, welcher Stil zu mir passt und gehe konsequent an klassischen oder sportiven Stücken - zu denen ich früher öfter gegriffen habe - vorbei, weil sie einfach "nichts für mich tun", wie Guido sagen würde.
Dazu kommt eine Körperanalyse, die euch verrät, welche Körperteile bei euch in welcher Form ausgeprägt sind und wie ihr dies betonen oder kaschieren könnt. Wenn ihr einen schönen "Schwanenhals" habt, könnt ihr beispielsweise gut Oberteile mit einem Steh- oder Rollkragen tragen, als auch runde, halsnahe Ausschnitte. Habt ihr jedoch einen kurzen, kräftigen Hals, schafft ihr besser mehr "Raum" mit einem V-Ausschnitt und meidet alles, was euren Hals noch zusätzlich optisch staucht, wie zum Beispiel Tücher und Schals als Halsschmuck.
Tipp: Ich mag die YouTube-Videos von Natasha Gibson gerne. Sie zeigt in ihren Videos viele praktische Beispiele, wie man sich vorteilhaft stylen kann.
Ferner erhaltet ihr während der Stilberatung Tipps für guten Stil im Allgemeinen (eine Art "Knigge") als auch eine Frisur- und Brillenberatung.
Vorneweg: Der Farbtyp lässt sich weder mit Online-Fragebögen, noch mit bloßem Auge bestimmen. Zwar gibt es Menschen, bei denen man es relativ schnell auf den ersten Blick erahnen kann, da es jedoch um den Hautunterton geht (nicht um die Haar- oder die Augenfarbe), lässt sich dies nur mithilfe einer speziellen Belichtung ermitteln, die ein professioneller Farbberater zur Verfügung stellt. Ich möchte euch aber natürlich hier nicht davon abhalten mit Alufolie oder einer silber- und goldbeschichteten Rettungsfolie vor eurem heimischen Badezimmerspiegel zu experimentieren ... ;-)
Ihr setzt euch also vor den speziell ausgeleuchteten Spiegel und im ersten Schritt wird mithilfe eines goldenen und silbernen Tuches ermittelt, ob ihr ein warmer oder kühler Typ seid, das hießt, ob ihr einen gelben oder blauen Hautunterton habt.
Zu den warmen Typen zählen der Frühling und Herbst, zu den kalten Typen der Sommer und der Winter.
Bei mir mutmaßten viele Teilnehmer, dass ich entweder ein kalter Sommer- oder ein warmer Herbsttyp sein könnte. Dazu muss ich sagen, dass ich Herbstfarben überhaupt nicht mag - wenn ich in ein Geschäft gehe und bloß schon senfgelb oder rostrot sehe, mache ich einen großen Bogen darum. Umso größer der Schock, als sich nach der ersten Runde, dem Auflegen der silbernen und goldenen Tücher, bestätigte, dass ich tatsächlich ein warmer Hauttyp war. Ich versuchte mir innerlich schon irgendwie die verhassten Herbsttöne schön zu reden. Auf jeden Fall war klar, dass mein kompletter Kleiderschrank aus den falschen Farben bestand: Ich hatte fast ausschließlich kühle Sommerfarben wie flieder, altrosa, bleu und grise, die überhaupt nicht zu meinem eigentlich warmen Farbtyp passten. Das erklärte zumindest warum mir sehr oft gesagt wurde, dass ich irgendwie blass und kränklich aussähe. Um nochmals Guido zu zitieren: "Es sah ein bisschen aus wie: Wasserleiche in rosé."
Der zweite Schritt ist sodann die Bestimmung des Ton-Typs, also ob eher kühl-gedeckte (Sommer) oder kühl-leuchtende (Winter) bzw. warm-gedeckte (Herbst) oder warm-leuchtende (Frühling) Farben zu einem passen. Dazu werden wieder verschieden Tücher aufgelegt. Jede Farbe gibt es in den zuvor genannten Abstufungen und es wird geschaut, welche einen zum leuchten bringen bzw. Augenringe, Rötungen und Fältchen abmildern oder eben das Gegenteil bewirken.
Mir wurden natürlich prompt die warm-gedeckten Herbsttöne angehalten, aber ... Überraschung ... ich sah damit aus als hätte ich Leberzirrhose. Als mir daraufhin die leuchtend-warmen Frühlingstöne angehalten wurden, strahlte meine Haut und wirkte viel weicher. Ich hätte bei meiner hellen Haut niemals ein knalliges melonenrot oder sonnenblumengelb ausgesucht, aber genau diese Farben ließen mich überraschenderweise viel frischer und besser aussehen.
Zum Schluss gab es noch eine kleine Make-up- und Schminkberatung. Ich probierte aus Neugier lindgrünen (!) und apricotfarbenen Lidschatten aus der Frühlingspalette aus und was soll ich sagen: Obwohl ich fürchtete, wie ein Clown auszusehen, sah ich damit blendend frisch und natürlich aus. Wenn ich mir Make-up kaufe, achte ich jetzt immer darauf, dass auch die Lidschatten- und Lippenstifttöne mit meinem Farbtyp harmonieren - wobei ich das lindgrün dann doch lieber im Regal belassen habe. ;-)
Tipp: Besonders in Gesichtsnähe ist es wichtig, dass ihr die Farben passend eures Typs wählt, das heißt bei Oberteilen, Make-up, Schmuck und Accessoires wie Schals, Mützen und Tüchern und auch bei der Wahl von Haartönungen. Bei Hosen, Röcken und Schuhen lassen sich Abweichungen eher verzeihen. Selbstverständlich müsst ihr eure Lieblingsbluse nicht wegwerfen - versucht sie einfach mit einem Schal oder einem Blazer zu kombinieren, der eurer Farbpalette entspricht, um mehr Harmonie zu erzeugen. Wenn ihr ein wild gemustertes oder mehrfarbiges Kleidungsstück kauft, solltet ihr darauf achten, dass wenigstens die Basisfarbe, das heißt, die Farbe, die am häufigsten bzw. großflächigsten vorkommt, eurem Farbtyp entspricht.
Hier seht ihr illustrativ die verschiedenen Farbtypen und ihre optimalen Farben (Bildquelle: https://sugarcoatedtalk.wordpress.com)
Ich habe noch am selben Tag voller Enthusiasmus begonnen meinen Kleiderschrank auszusortieren und hatte im Ergebnis fast nichts mehr zum Anziehen: Übrig blieben nur zwei cremefarbene Blusen und ein Bikini in leuchtendem türkisgrün, bei welchem sich die Verkäuferin damals noch gewundert hatte, dass mir dieser trotz meiner hellen Haut so gut steht. Jedoch war dieser Kahlschlag auch der erste Schritt zu einer positiven Verwandlung. Ich habe mir Stück für Stück Kleidung in Frühlingsfarben gekauft, bin mutiger in meiner Farbwahl geworden und habe Fehlkäufe drastisch reduziert. Meine Kleidungsstücke harmonieren untereinander viel besser, da ich nur warme Farben trage, die sich mit kalten Farben, die ich früher unwissenderweise gemischt habe, beißen. Ich kaufe außerdem bewusster ein und gehe schnurstracks an ganzen Abteilungen vorbei, da ich weiß, dass mir die Kleidungsstücke sowieso nicht stehen, zum Beispiel alles Weiße, Graue oder Schwarze. Stattdessen greife ich zu Creme- oder Beigetönen, korallenrot, goldgelb oder aquablau. Wobei es mir oft schwer fällt, zwischen kaltem und warmem rot bzw. kaltem und warmem blau zu unterscheiden.
Tipp: Kauft euch unbedingt eine Farbkarte, die ihr beim Shopping immer in der Handtasche dabei habt. Aber Achtung: Immer im Tageslicht vergleichen, denn die Beleuchtung in den Umkleidekabinen kann ganz stark täuschen. Achtet auch darauf, dass ihr eine Farbkarte mit Stoffmustern kauft. Es gilt: Stoff auf Stoff, um das optimale Farbergebnis ersehen zu können.
Ich besitze diesen Farbpass, den ich direkt bei der Farbberaterin gekauft habe (Bildquelle: http://www.franzdrexel.de/farbpaesse)
Eine Farb- und Stilberatung kann nicht nur euren Kleiderschrank, sondern auch eure Lebenseinstellung positiv beeinflussen. Im besten Fall werdet ihr sicherer, als auch konsequenter in eurem Kaufverhalten und bekommt viele Komplimente für euer "neues" Aussehen.
Der schönste Nebeneffekt für mich war, dass ich nicht mehr "neidisch" auf andere blicke, die in einem Outfit toll aussehen, denn ich weiß: Diese Farbe oder dieser Stil würde mir nicht stehen - er sieht eben genau an dieser Person gut aus. Bevor ihr euch also das nächste Mal den Lippenstift kauft, der an der Verkäuferin so toll aussah, aber bei euch eher gruselig, denkt daran: Bleibt bei euren Farben und eurem Stil, die euch zum Strahlen bringen und lasst euch nicht von jedem Trend beeinflussen.
Tipp: Wir neigen dazu, uns an ein bestimmtes Kaufverhalten zu gewöhnen und immer zu den gleichen Farben zu greifen. Dadurch konditionieren wir uns auf diese Farben und empfinden andere Töne, die vielleicht viel besser zu uns passen, als fremd oder unpassend. Ich habe früher beispielsweise ein edles grau / grise über alles geliebt - es war einfach eine Farbe, die zu allem passte und mit der ich mich intuitiv wohl fühlte. Da aber weder grau noch schwarz für den warmen Frühlingstyp passend sind, habe ich seitdem alternativ zu creme, beige oder einem zarten braun gegriffen. Dadurch habe ich mich auf diese Farben umgewöhnt und mag meine einstige Lieblingsfarbe grau / grise überhaupt nicht mehr. Mein Farbbewusstsein hat sich also geändert, was ich mir zu Beginn der Farb- und Stilberatung nie hätte träumen lassen. Von daher: Seid offen und lasst euch darauf ein auch einmal Neues auszuprobieren. Ihr werdet sehen, dass sich auch euer Geschmack ändert und Farben, die ihr früher niemals getragen hättet, auf einmal euer Interesse wecken. Mittlerweile kaufe ich mit meiner Farbkarte übrigens auch Wohnaccessoires - man kann sie also ganz praktisch in weiteren Lebensbereichen einsetzen.
Tipp: Wenn ihr Fotos, insbesondere Bewerbungsfotos, machen lasst, achtet darauf, dass der Hintergrund zu eurem Farbtyp passt. Von mir gibt es beispielsweise ein Bewerbungsfoto mit einer reinweißen Bluse auf schwarzem Hintergrund, das mir intuitiv nie so richtig gefallen hat, obwohl es eigentlich aus einem guten Winkel aufgenommen wurde. Ich hatte damals noch keine Farb- und Stilberatung machen lassen und konnte mir nicht erklären, warum mir dieses Foto unterbewusst nicht gefiel - nun ja, heute weiß ich: Dank des für den Frühlingstypen viel zu hartem Schwarz kam auch wirklich jede Falte und Unebenheit zur Geltung und das Foto wirkte sehr kontrastiert und unharmonisch. Mit kleinen Tricks könnt ihr also dafür sorgen, euch optimal in Szene zu setzen. Hier einige Vorschläge für eine optimale Hintergrundfarbe der jeweiligen Farbtypen:
Fazit: Eine Farb- und Stilberatung sollte sich jeder einmal in seinem Leben gönnen. Das Gute daran ist, dass man sie nur einmal machen muss, denn der Hautunterton bleibt ein Leben lang gleich. 5 Sterne!